Wissenschaftliche Forschung verständlich machen
Bei der Einführung neuer Technologien, wie 5G, stehen die Sicherheit und die Gesundheit der Bürger an erster Stelle. Deshalb werden gesundheitliche Risiken und mögliche Auswirkungen von wissenschaftlichen Instanzen gründlich studiert und begutachtet. Bei Sciensano machen wir deswegen jede 3 Monate eine Übersicht über die in dieser Periode erschienene Literatur bezüglich gesundheitlicher Auswirkungen von 5G und Hochfrequenzen (HF) im Allgemeinen. Nachher kann sie den Entscheidungsträgern als eine Informationsquelle dienen, die im Falle einer deutlichen gesundheitlichen Auswirkung die angemessenen Maßnahmen treffen können.
In diesem Bericht versuchen wir, die Ergebnisse dieser Literaturübersicht auf eine fassliche, aber nuancierte Weise, näher zu beleuchten. Wissenschaftliche Artikel, wie sie in der Fachliteratur erschienen, sind häufig für das große Publikum sehr unzugänglich. Infolgedessen entstehen oft Desinformation und unnötige Besorgtheit über eine bestimmtes Thema. Auf diese Weise versuchen wir also, Licht zu bringen in den Sinn und Unsinn in Bezug auf die wissenschaftliche Forschung. Bei der Diskussion über die Veröffentlichungen auf Über5G wird daher besonderes Augenmerk auf die Qualitätskriterien für wissenschaftliche Studien gelegt.
Welche Studien werden diskutiert?
Dazu werden wir einige Kriterien anwenden. Das erste bezieht sich auf die Erscheinungsperiode, pro Quartal.
Dabei werden wir originelle Forschung betrachten, die in einem Peer-Review-Prozess unterliegenden, wissenschaftlichen Veröffentlichungen, bekannt gemacht wurde. In einem solchen Prozess wird das Manuskript der Studie, bevor es veröffentlicht wird, von Wissenschaftlern mit ähnlichen Fachkenntnissen begutachtet und kritisiert, so dass es verbessert werden kann. Aufgrund davon kann der Herausgeber entscheiden, das Manuskript herauszugeben oder nicht. Es handelt sich um einen wichtigen Schritt in der Überprüfung der Qualität einer bestimmten Studie und ermöglicht Diskussion unter Wissenschaftlern. Doch bietet dies keine absolute Garantie.
Daneben berücksichtigen wir auch Veröffentlichungen, die auf mögliche gesundheitliche Auswirkungen unter Expositionsbedingungen, die mit alltäglicher Exposition vergleichbar sind, fokussieren. Dadurch werden Studien mit extrem hohen Strahlungswerten, die also für eine alltägliche Exposition nicht repräsentativ sind, ausgeschlossen.
Dabei betrachten wir Rezensionen, experimentelle Studien und epidemiologische Studien. Aber was verstehen wir darunter? Weitere Informationen zu den verschiedenen Veröffentlichungen finden Sie hier.
Auswirkungen auf die Gesundheit
- Auswirkungen von Hochfrequenz auf die Gesundheit
Wenn wir von gesundheitlichen Auswirkungen von HF (Hochfrequenzen) reden, ist es wichtig, zu betonen dass sie von der IARC (International Agency for Research on Cancer) aufgrund eines möglichen Zusammenhangs zwischen einem bestimmten Typ von Gehirnkrebs und schwerer Handy-Benutzung (IARC, 2011) als „krebsverdächtig“ klassifiziert sind. Der Beweis dafür beschränkte sich jedoch auf diese Krebsart und war für andere Krebsarten unzureichend. Für weitere Informationen über die Klassifizierung der Gesundheitsrisiken siehe hier.
Trotzdem sind neurologische Auswirkungen und Krebse ein oft untersuchtes Thema in wissenschaftlichen Kreisen. Ein anderes wichtiges Thema sind die möglichen Auswirkungen auf die Fortpflanzung und die Entwicklung. In der Vergangenheit haben verschiedene Studien schon berichtet, dass HF eine nachteilige Wirkung auf die Spermaqualität haben könnten. Der Beweis mit Bezug auf die Auswirkungen auf das Fortpflanzungssystem ist jedoch unzureichend, damit einen endgültigen Aufschluss über Auswirkungen auf die Fortpflanzung gegeben werden kann.
Im Allgemeinen reicht der bisher gelieferte Beweis jedoch nicht aus, um nachzuweisen, dass HF unter alltäglichen Expositions-Umständen die menschliche Gesundheit beeinflussen.
2018 hat die Weltgesundheitsorganisation eine umfassende internationale Befragung unter Sachverständigen organisiert, um wichtige Themen mit Bezug auf etwaige gesundheitliche Auswirkungen von Hochfrequenzen zu identifizieren. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden 2021 veröffentlicht (Verbeek et al. 2021). Aufgrund dieser Ergebnisse hat die Weltgesundheitsorganisation sich entschieden, zehn große systematische Rezensionen aller verfügbaren Studien über ein bestimmtes Thema zu beauftragen.
Die von Sachverständigen selektierten Themen sind Krebs (bei Mensch und Tier) Auswirkungen auf die Fortpflanzung (bei Mensch und Tier), kognitive Störungen (Beobachtungs- und experimentelle Studien), Symptome (Beobachtungs- und experimentelle Studien), oxidativer Stress (bei “oxidativem Stress” ist in den Zellen eine erhöhte Konzentration “reaktiver Sauerstoffspezies” anwesend, d.h. Moleküle, die das Element Sauerstoff enthalten und chemisch sehr aktiv sind, wodurch bestimmte biologische Prozesse angegriffen werden können, wenn die Konzentrationen zu hoch sind) und temperaturbezogene Auswirkungen.
Die Veröffentlichung dieser Rezensionen wird im Laufe der nächsten Jahre erwartet. Ziel ist, dass sie weiteren Aufschluss darüber geben, ob diese etwaigen gesundheitlichen Auswirkungen bestehen oder nicht, damit über die möglichen Auswirkungen auf die Volksgesundheit und Regulierung Entscheidungen getroffen werden können und die Bereiche zu identifizieren, die von weiterer Untersuchung Nutzen haben könnten. Weitere Informationen zu den Gesundheitsrisiken finden Sie hier.
Literaturübersicht Juli-September 2021
Weil das Angebot von Studien spezifisch über 5G-Frequenzen beschränkt ist und weil Falschmeldungen sich im Internet weit verbreiten, scheint es uns eine gute Idee, die Sachlage zu erläutern. Was ist der eigentliche Stand der wissenschaftlichen Forschung über 5G?
Obwohl 5G viel neue Technologie benutzt, basiert diese Technologie immer auf dem, was vorher schon benutzt wurde. Ebenso wie 4G und 3G benutzt 5G Funkfrequenzen, um zwischen einer Antenne und einem Gerät, wie einem Handy, Information auszutauschen. Doch gibt es Unterschiede zwischen den Technologien.
Der erste Unterschied ist die Weise, worauf Geräte sich mit dem Netz verbinden. Das geschieht durch so genanntes „Beamforming“ zwischen der Antenne und dem Gerät. Dies bedeutet, dass Umstehende und Personen, die kein 5G-Gerät benutzen, viel weniger dieser Strahlung werden ausgesetzt werden.
Der zweite große Unterschied betrifft die benutzten Frequenzen. Bei 5G liegt der größte Teil dieser Frequenzen im selben Frequenzbereich, wie für andere, bereits angewandte Technologien, z.B. 3G und 4G aber auch WLAN. Deshalb wird nicht erwartet, dass 5G auf eine wesentlich andere Weise mit dem menschlichen Körper interagieren wird. Nur das höchste, von 5G benutzte Frequenzband wird hier außer Betracht gelassen, denn es liegt höher als was zurzeit benutzt wird. Forschung über mögliche gesundheitliche Auswirkungen infolge der Exposition an diesen hohen Frequenzen ist beschränkt. Es wird erwartet, dass in naher Zukunft mehr Forschung über mögliche gesundheitliche Auswirkungen infolge der Exposition an diesen hohen Frequenzen wird veröffentlicht werden. Vorläufig wird dieses höhere Frequenzband in Belgien jedoch nicht benutzt werden. Da 5G in das Funkfrequenzspektrum fällt, werden wir auch betrachten, was die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von Funkfrequenzfeldern im Allgemeinen, wie sie auch in anderen Kommunikationstechnologien benutzt werden, sein können.
1. Rezensionen
Hier geben wir eine Aufzählung und Deutung bei den Übersichtsartikeln, welche den jetzigen Kenntnisstand zusammenfassen. Keiner dieser Artikel betrifft spezifisch die 5G-Frequenzen, sondern die hochfrequente elektromagnetische Strahlung (HF-EMF) im Allgemeinen.
2. Experimentelle Studien
Im dritten Quartal 2021 sind keine experimentellen Studien, die sich spezifisch auf 5G-Frequenzen bezogen, erschienen. Verschiedene Studien behandelten jedoch Hochfrequenzen im Allgemeinen.