Ende Juli wurde von Dr. Fiorella Belpoggi für das Europäische Parlament eine Übersicht über den jetzigen Kenntnisstand mit Bezug auf hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF) und deren möglicherweise Krebs erzeugendes Potenzial und Auswirkung auf das Fortpflanzungssystem gegeben (Belpoggi, 2021). Dies fand statt im Auftrag des Panel for the Future of Science and Technology (STOA). Sie gelangte zu der Schlussfolgerung, dass es möglichen Beweis für einen Zusammenhang zwischen bestimmten Hirntumoren und der Exposition an HF-EMF geben kann. Daneben gibt der Bericht an, es gäbe genügend Anweisungen für nachteilige Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Männern. Außerdem weist der Bericht auf beschränkten Beweis nachteiliger Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit bei Frauen und beschränkten Beweis von Entwicklungsauswirkungen bei Nachkömmlingen von Müttern, die während ihrer Schwangerschaft viel mobil telefonierten.
In den vergangenen paar Monaten hat diese Studie auf sozialen Medien als Beweis, 5G sei schädlich, die Runde gemacht. Die Wahrheit ist jedoch nuancierter. Die Forschung über die männliche Fruchtbarkeit ist zum Beispiel eine sehr komplexe Geschichte, wobei viele Faktoren eine Rolle spielen können, wie Alter, Stress und Lebensstil, aber die in vielen Studien nicht berücksichtigt wurden. Ein anderer, wichtiger Faktor ist die Körpertemperatur. Eine vorübergehende Abnahme der Samenzellenproduktion ist bereits beobachtbar, wenn die Temperatur der Hoden sich um 2 Grad steigert. Dieser Temperaturanstieg findet schon bei normalen Tätigkeiten, wie Sitzen statt. Es gibt keinen Beweis für die Annahme, dass ähnliche Folgen der Gesundheit schaden. Darüber hinaus beugen die jetzigen Expositionsgrenzwerte einer ähnlichen Erhitzung vor.
Im Falle von Entwicklungsauswirkungen wiesen die berücksichtigten Studien auch Beschränkungen auf, worunter das Selbstberichten von Daten (zum Beispiel über Handybenutzung), was zu recall bias
(Verzerrungen in den Erinnerungen) führen kann, insbesondere wenn basiert auf vergangenen Ereignissen. Daneben gibt es oft einen Mangel an deutlicher Expositionsbewertung, wobei verschiedene Quellen von Exposition zusammen analysiert werden. Außerdem wird der Anwesenheit verschiedener, möglicherweise störender Variablen (wie Exposition an Blei oder anderen Schadstoffen während der Schwangerschaft) keine Aufmerksamkeit gewidmet. Überdies sind bei der Interpretation der Daten statistische Fehler gemacht, wie schon angegeben wurde von Garofalo et al. (2020). Es ist auch erwähnenswert, dass für diesen Artikel auch bereits ein Faktencheck vom flämischen Zeitschrift Knack veröffentlicht wurde.