Blogbeiträge Hochfrequente elektromagnetische Felder und Insekten

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Sciensano

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Die aktuellen, geltenden Expositionsgrenzwerte sind auf epidemiologischen Studien an Menschen gegründet und vielfaltige Forschungen an Wirbeltieren werden in einem Labor durchgeführt. Aber wie sieht es nun mit dem Einfluss von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) auf kleinere Tiere, wie Insekten, aus?

Warum sind Insekten wichtig?

Insekten sind ein wesentlicher Bestandteil des Ökosystemes. Ein Ökosystem basiert nämlich auf der Interaktion zwischen verschiedenen gegenseitigen Tierarten und der Interaktion zwischen ihnen und ihrer unmittelbaren Umwelt. Das Verschwinden einer Art kann daher einen dramatischen Einfluss auf die anderen Organismen, mit denen sie zusammenleben, haben. So dienen manche Insekten zur Bestäubung bestimmter Pflanzenarten. Wenn dies nicht geschehen kann, tragen diese Pflanzen keine Früchte, was wiederum die Organismen beeinflusst, die diese Pflanzen oder ihre Früchte essen. So kann eine kleine Änderung der Population einer bestimmten Tierart eine ganze Kettenreaktion in ihrer unmittelbaren Umgebung verursachen.

Heutzutage spielen Insekten neben ihrer ökologischen Rolle auch eine wirtschaftliche Rolle, da eine Menge unserer landwirtschaftlichen Pflanzenarten von der Bestäubung durch Insekten, wie zum Beispiel die Westliche Honigbiene (Apis Mellifera), abhangen.

Hochfrequenzen und Erwärmung

Insekten werden dauernd HF-EMF ausgesetzt. Der für drahtlose Telekommunikationssysteme verwendete Frequenzbereich, wird in naher Zukunft von unter 6 GHz (2G, 3G, 4G, und WLAN) auf Frequenzen bis 26 GHz (5G-FR2 oder Millimeterwellen) zunehmen.

Für Menschen wurden die Expositionsgrenzwerte auf der Grundlage der Ergebnisse epidemiologischer Studien zur Häufigkeit bestimmter Arten von Hirntumoren festgelegt, die das größte Gesundheitsrisiko darstellen, das mit der Exposition gegenüber RF-EMV-Mobilfunkstrahlung in Verbindung gebracht wird. Das Kriterium, das bei der Bestimmung der Expositionsnormen berücksichtigt wird, ist die Grenze für die Erwärmung von Geweben. Es wird über thermische und nichtthermische Auswirkungen gesprochen.

Wenn die Strahlungsdichte ausreichend groß ist, kann diese Innentemperaturerhöhungen in Organismen oder Zellen verursachen, was wiederum biologische Auswirkungen, wie eine thermoregulatorische Reaktion (hierunter verstehen wir alle Mechanismen, wobei ein Organismus die eigene Körpertemperatur regeln kann), auslösen kann. Zu einer ähnlichen Temperaturerhöhung kommt es jedoch nicht, wenn die Strahlungsdichte niedrig genug ist. Die Strahlungsdichte, ab der diese Erwärmungsauswirkungen vorkommen, wird oft die „thermische Schwelle“ genannt. Die belgischen Strahlungsnormen gewährleisten nichtthermische Expositionsbedingungen für Menschen und bieten also einen Schutz vor diesen Auswirkungen. Für nichtthermische Auswirkungen ist die Beweislage im Allgemeinen begrenzter und lässt es nicht zu, Schlussfolgerungen zu ziehen.

Es stellt sich die Frage, ob die für die Gesundheit des Menschen bestimmten Expositionsgrenzwerte zur Gewährleistung der Gesundheit dieser Insekten reichen.

Computersimulationen der Exposition des Körpers und der Organe, die ebenfalls in Belgien durchgeführt wurden (siehe Veröffentlichungen hier und hier), zeigen, dass je nach Größe der Insekten und Frequenz der Funkwellen lokale Temperaturanstiege auftreten können: Höhere Frequenzen (wie das 26 GHz-Band von 5G) könnten von Insekten stärker absorbiert werden und somit zu einem Anstieg ihrer Körpertemperatur führen.

Diese Simulationen erlauben es uns jedoch nicht festzustellen, ob diese Erwärmung Auswirkungen auf die Gesundheit von Insekten hat. Bislang deutet keine der verfügbaren Studien auf ein Risiko hin, das Anlass geben würde, die derzeitigen Expositionsgrenzwerte zum Schutz von Insekten in Frage zu stellen. Aufgrund des Mangels an gründlichen biologischen Forschungen, insbesondere hinsichtlich der möglichen Auswirkungen eines lokalen Temperaturanstiegs, sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich.

Schaden Funkfrequenzen Insekten?

Wie vorher gesagt, sind unsere Kenntnisse über Insekten und HF-EMF beschränkt. Aber können wir aus den aktuellen Kenntnissen schon schlussfolgern, ob HF-EMF eventuell den Insektenpopulationen schaden kann?

Für das europäische Panel STOA (Panel for the Future of Science and Technology) wurde eine Literaturübersicht erstellt, die bezweckt die Auswirkungen von Exposition gegenüber HF-EMF auf nichtmenschliche Wirbeltieren, Wirbellosen, Pflanzen und Schimmel zu beurteilen. Hierbei wurde unter anderem auch mit Insekten, wie den Honigbienen, gerechnet. Es wurde sowohl Studien, die Veränderungen des Verhaltens erforschten, sowie Studien, die andere biologischen Veränderungen prüften, berücksichtigt.

Hierbei teilen sie das HF-EMF-Spektrum in zwei Teile auf, nämlich die Frequenzen unter 6 GHz, hier befinden sich die 2G-/3G-/4G-Frequenzen, sowie alle 5G-Frequenzen, die 2022 vom BIPT versteigert werden werden, und den Frequenzbereich über 6 GHz, wo sich einige 5G-Frequenzen befinden, die nach 2025 in Belgien potenziell benutzt werden können.

Für den Frequenzbereich unter 6 GHz beschließt die Rezension, dass thermische Auswirkungen bei Exposition gegenüber einem Feld mit Expositionsgraden oberhalb der thermischen Schwelle, auftreten können. Die belgischen Strahlungsnormen gewährleisten jedoch nichtthermische Expositionsbedingungen und bieten einen ausreichenden Schutz vor diesen Auswirkungen. Bei niedrigeren Expositionsgraden (die also keine thermischen Auswirkungen verursachen können) lassen die Ergebnisse es nicht zu, Beschlüsse zu formulieren, u.a. wegen der vielen Studien mit experimentellen Mängeln. Dies ist der Fall für alle beobachteten Organismen.

Es gibt nur wenige Studien für Frequenzen über 6 GHz bei Leistungsdichten, die bei kleinen Organismen thermische Auswirkungen verursachen könnten, und der größte Teil hiervon hat experimentelle Mängel. Es ist also sehr schwierig, hieraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Es wird jedoch empfohlen die Studie über diese höheren Frequenzen, die vorläufig in Belgien noch nicht zur Verfügung gestellt werden, zu verfolgen.

Bei nichtthermischen Expositionsbedingungen gegenüber diesen Frequenzen gibt die Rezension keine deutlichen Indizen von schädlichen Auswirkungen. Aber auch hier gibt es große experimentelle Mängel bei den aktuellen Studien, was das Ziehen von Schlussfolgerungen verhindert.

2021 hat Europa zu wissenschaftlichen Projekten, die mit HF-EMF, Gesundheit und Umwelt verbunden sind, aufgefordert. Hierbei wurde die Qualität der Projekte, die dank der Finanzierung dieses Aufrufs durchgeführt werden, stark betont.