Blogbeiträge Funkfrequenzen und Kinder

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Sciensano

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Funkfrequenzen und Kinder

Im Zusammenhang mit dem Ausbau einer neuen Technologie wie 5G müssen die möglichen Gesundheits- und Sicherheitseffekte aufgrund der gesamten verfügbaren wissenschaftlichen Werke gründlich ausgewertet werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte zudem den sogenannten schutzbedürftigen Personen wie Kindern, schwangeren Frauen, älteren Menschen und Kranken gewidmet werden.

Was wissen wir über die Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern?

Ausgehend von den Schlussfolgerungen, die aus den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über 2G- bis 4G-Funkfrequenzen gezogen werden, die den niedrigen 5G-Funkfrequenzen nah sind, kann nicht geschlossen werden, dass Funkfrequenzen Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern haben, wenn die ICNIRP-Grenzwerte eingehalten werden. Die Anzahl Daten ist jedoch relativ begrenzt und die wissenschaftliche Gemeinschaft plädiert für die Fortsetzung eingehender, qualitativ hochwertiger und ethisch einwandfreier Studien.

In diesem Rahmen hat Europa das Programm Horizont Europa ins Leben gerufen, das auch eine Projektaufforderung zum Thema “Exposure electromagnetic fields (EMF) and health” („Exposition gegenüber elekromagnetischen Feldern (EMF) und Gesundheit“ - Horizont Europa 2021, S. 41-45). Zu den prioritären Zielen gehören Studien über die Gesundheitseffekte bei Kindern. Die ersten Ergebnisse werden in den nächsten 3 Jahren erwartet.

Warum wird manchen Gruppen, insbesondere Kindern, besondere Aufmerksamkeit geschenkt?

Mehrere Elemente sollen berücksichtigt werden.

  • Erstens haben sich relativ wenig Studien spezifisch mit den möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern beschäftigt. Wenn zudem einige Studien Unterschiede zeigen, zum Beispiel bezüglich des Wohlbefindens, ist es nicht klar, ob es sich um einen direkten Effekt der elektromagnetischen Felder handelt, die von Mobilgeräten ausgestrahlt werden, oder ob es sich um Verhaltensweisen handelt, die mit der Verwendung dieser Geräte verbunden sind.
  • Der Körperbau von Kindern, dies heißt ihre geringere Größe und ihr niedrigeres Gewicht, sowie die Eigenschaften von jungem Gewebe , das sich noch im Wachstum befindet (zum Beispiel im Gehirn), implizieren, dass bei gleicher externer Strahlung, die Menge der lokal absorbierten Energie bei Kindern höher sein kann als bei Erwachsenen.
  • Es gibt zahlreiche und variierte Quellen der Exposition. Die Daten zeigen, dass die Verwendung von Technologien stark zunimmt, auch bei immer jüngeren Kindern. Diese Letzteren werden daher länger ausgesetzt sein als die heutigen Erwachsenen. Es ist also von wesentlicher Bedeutung, Langzeitstudien auszuführen.

Es stellt sich die Frage, wie sich die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern mit der Einführung von 5G angesichts der zunehmenden Nutzung von Funkfrequenzen in Außen- und Innenräumen entwickeln wird. Die Einhaltung der Expositionsgrenzwerte muss gewährleistet werden. Aber unser Land hat vor, der Exposition zu folgen. Ein Beispiel hiervon ist das Forschungsprojekt STOEMP, wobei 40 Sensoren, die das elektrische Feld im Funkfrequenzbereich messen, in einem Testgebiet in den Gemeinden Ixelles und Etterbeek eingerichtet werden sollen.

Wie lauten die Empfehlungen des Hohen Gesundheitsrats (HGR) und des föderalen öffentlichen Dienstes Volksgesundheit, Sicherheit der Nahrungsmittelkette und Umwelt in Belgien?

Was die Kinder betrifft, so heißt es in den Empfehlungen des HGR Folgendes:

(freie Übersetzung) „[...] Zusammengefasst ist der Rat der Meinung, dass es bisher keine Beweise dafür gibt, dass Kinder durch die Exposition gegenüber HF EMF (hochfrequenten elektromagnetischen Feldern) von drahtlosen Kommunikationssystemen besonders gefährdet sind. Aber in Anbetracht der immer noch anwesenden Kenntnisslücken und des mangelnden Verständnisses für die möglichen Folgen einer Langzeitexposition ist seiner Meinung nach, wie auch in seinen früheren Stellungnahmen, Vorsicht geboten.“
„Darüber hinaus stellt der Rat die Beziehung zwischen drahtloser Kommunikation und Volksgesundheit in eine breitere Perspektive. Die starke Zunahme der Internetnutzung und der gegenseitigen Kommunikation „jederzeit und überall“ führt zu veränderten sozialen Mustern und verändertem Verhalten. Die Entwicklung kann der Volksgesundheit, sowohl positiv, als auch negativ beeinflussen, aber die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema ist noch begrenzt. Die Verschiebung der Verwendung auf immer jüngere Altersgruppen verdient besondere Aufmerksamkeit. Der HGR empfiehlt, die Forschung dieser Aspekte von drahtlosen Kommunikationstechnologien zu stimulieren.“

Aufgrund der aktualisierten Ergebnisse gelten die Empfehlungen des FÖD Volksgesundheit, Sicherheit der Nahrungsmittelkette und Umwelt weiterhin, sowohl für Erwachsene, als auch für Kinder.

Einige Hinweise zur Reduzierung der Exposition für Sie und Ihre Kinder:

Begrenzen Sie die Anrufzeit

  • Verwenden Sie ein Headset
  • Senden Sie SMS und Mitteilungen (zum Beispiel über Anwendungen wie Signal, WhatsApp...) statt anzurufen
  • Telefonieren Sie vorzugsweise an Stellen mit gutem Empfang
  • Wählen Sie ein Handy mit niedrigem Strahlungswert (SAR-Wert*)
  • Und für die Autofahrer... Verwenden Sie Ihr Handy nicht beim Autofahren!

Wir erinnern daran, dass es seit 2014 in Belgien verboten ist, angepasste Mobiltelefone, die für Kinder jünger als 7 Jahre geeignet sind, zu verkaufen. Das gilt auch für die an diese Altersgruppe gerichtete Werbung für die Verwendung eines Mobiltelefons.

*Der Strahlungswert, auch SAR-Wert (spezifische Absorptionsrate) genannt, ist die Maßeinheit für die Energie, die Hochfrequenzwellen an den Nutzer eines drahtlosen Geräts (zum Beispiel Handy, Tablet, Smartwatch) abgeben, wenn dieses Gerät mit voller Leistung und unter den schlechtesten Verwendungsbedingungen betrieben wird.

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